Industriebauten: «Die Gebäude am Zählerweg» - LG Zug

Industriebauten: «Die Gebäude am Zählerweg»


Zeitzeugen auf dem LG-Areal. Teil 2/3

Bilder: leistungsfotografie.ch

Text: Falco Meyer

«Sie sind die Visitenkarte des Areals», sagt Christian Salewski über die Gebäude am Zählerweg. «Es sind sehr sauber konstruierte Industriebauten. Es gibt keinen Grund sie abzureissen, weil es sehr gut gebaute Gebäude sind.» Der Architekt hat zusammen mit seinem Team und in Zusammenarbeit mit pool Architekten, Studio Vulkan Landschaftsarchitektur und mrs partner das städtebauliche Richtkonzept für das LG-Areal entworfen – und dabei die Grundlage für den Erhalt vieler ehemaliger Fabrikgebäude gelegt. Diese wollen wir in dieser kurzen News-Reihe etwas näher vorstellen. Im ersten Teil ging es um den alten Bahnhof (hier nachlesen). Nun bewegen wir uns ein paar Schritte weiter, in Richtung westlicher Rand des Areals.

Es sind fünfgeschossige Backsteinhäuser, die hier angrenzend an die grossflächige eingeschossige Shedhalle in die Höhe gebaut wurden. Diese ehemalige «Wärmetechnische Abteilung», kurz WTA, wurde zwischen 1951 und 1963 gebaut.

Backsteinhaus am Zählerweg, in der Mitte die Zwischenverbindung zur Shedhalle. Blick von der Nordstrasse Richtung Süden. (Foto 2018)

Viel Licht für Feinmechanik

Ihr ehemaliger Zweck ist noch immer ersichtlich, nicht nur aufgrund des Strassennamens, sondern auch in der Architektur: Hier haben zahlreiche Arbeiterinnen unter anderem Zähler und Steuerungsgeräte hergestellt, mit denen die Landis & Gyr weltbekannt wurde. Das ist mechanische Feinarbeit, dafür braucht es viel Licht.

Die Architektur dieser Gebäude ist deshalb den Westschweizer Uhrenfabriken abgeschaut beziehungsweise direkt importiert: «Der Architekt der Gebäude hat zuvor auch Uhrenwerke erbaut», sagt Heinz Horat, der ehemalige Denkmalpfleger des Kantons Zug. Die dort erfolgreich angewandten Tricks und Strategien funktionierten auch hier: zahlreiche hohe Fenster, die viel Licht in die Räume brachten. Schmale Gebäude, so dass von beiden Seiten Licht bis ins Innere dringen konnte.

Backsteingebäude am Zählerweg (Foto 2018)

Das Gleichgewicht wahren

Ein Teil dieser Gebäude steht im Inventar schützenswerter Denkmäler. Ihr Erhalt wäre aber auch ohne Schutz sinnvoll. «Diese Gebäude eignen sich sehr gut für eine Nutzung als Wohnflächen», sagt Salewski, «dafür braucht es behutsame Eingriffe, wie etwa neue Erschliessungskerne, also Treppenhäuser und Lifte.» Die Gebäude haben schon heute ein modernes Attikageschoss, sie werden, so sieht es das Richtkonzept vor, noch eine Aufstockung erfahren. Für Horat ist das nicht nur eine gute Idee: «Es gibt eine Grenze, an der das Gleichgewicht zwischen der bestehenden Architektur und dem aufgesetzten neuen Teil nicht mehr stimmt. Aus meiner Sicht muss man das vermeiden.»  

Das sind Strukturen, die vielfältige Nutzungen ermöglichen. Gleichzeitig machen sie die Vergangenheit des Areals erkennbar.

Christian Salewski, Salewski & Kretz Architekten

Solche Fragen wird die Architektur lösen müssen. «Die Planung sieht einen Ersatz der heutigen, nicht auf die historische Architektur abgestimmte Aufstockung durch eine etwas höhere, aber sorgfältig im Zusammenspiel mit der historischen Architektur entworfene Aufstockung vor», sagt Salewski. «Die Erschliessungskerne werden ausserhalb des Gebäudes stehen, um die Bausubstanz und den Zusammenhang der langen Fassade so gering wie möglich zu beeinträchtigen.» Für ihn ist klar, dass die Gebäude mit ihrer ganz eigenen Qualität entscheidend zum Areal beitragen werden. «Das sind Strukturen, die vielfältige Nutzungen ermöglichen. Gleichzeitig machen sie die Vergangenheit des Areals erkennbar.» Und noch ein Zeuge soll gleich daneben bestehen bleiben: «Der alte Baum am Zählerweg 1 ist genauso alt wie die Backsteingebäude», sagt Salewski, «er ist ein lebender Zeitzeuge, und soll deshalb genauso erhalten werden können.»