Dieses Quartier kann Zug verändern - LG Zug

Dieses Quartier kann Zug verändern


Nun ist das städtebauliche Richtkonzept fürs LG-Areal öffentlich. Es muss eine Menge an Bedürfnissen erfüllen. Schaffen soll es das, indem es sich nicht an den Bauten orientiert, sondern an den Aussenräumen.

Wenn man fünf Jahre lang intensiv und unter Verschluss an einem Projekt arbeitet, dann ist die Spannung entsprechend gross, wenn man es endlich vorzeigen kann – besonders wenn es darum geht, einen ganzen Stadtteil neu zu bauen. Den fünf Eigentümern der grössten Parzellen auf dem LG-Areal war am Nachmittag des 24.9.2020 die Spannung ins Gesicht geschrieben, auch ein bisschen Vorfreude. Denn was sie im fünften Stock der Gartenstadt 2a in Styropor, Holz und Gips bereitgestellt hatten und der Öffentlichkeit präsentierten, das könnte nicht nur das LG-Areal, sondern auch die Stadt Zug tiefgreifend verwandeln. Es ist das Siegerprojekt aus dem Wettbewerb und das daraus erarbeitete Richtkonzept für die Weiterentwicklung des LG-Areals. Rund 80 geladene Gäste aus Politik, Verwaltung, fachlichen Kreisen und Quartiervereinen kamen an die Vernissage der öffentlichen Ausstellung, um sich die Ergebnisse aus dem Studienauftrag zum ersten Mal anzusehen. Sie hatten schon länger darauf gewartet: «Warum erst jetzt?», konnte man unter den Gästen hören, warum nicht schon vor zwei Jahren, als das Siegerprojekt feststand. In den letzten Monaten sei das Siegerprojekt überarbeitet und in ein Richtkonzept überführt worden, sagte dazu Robert Salkeld, der Gesamtprojektleiter von EBP, der die fünf Grundeigentümer im Prozess zusammenhält, Interessen abholt, vermittelt und begleitet. Ein Projekt, das viele Anliegen abholen muss – die der Eigentümer, der zukünftigen Bewohner, der Gewerbetreibenden. Insbesondere aber auch die der Bevölkerung, die schlussendlich dem Bebauungsplan zustimmen muss, damit er Realität werden kann.

Das Areal befindet sich momentan in einer Art Dornröschenschlaf.

Eliane Birchmeier, Stadträtin

Die Vorstellung des Richtkonzepts ist nun der Startschuss für einen öffentlichen Prozess, der die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch die Eigentümer, die Planer und die städtische Verwaltung die nächsten Jahre stark beschäftigen wird. Die Stadträtin und Vorsteherin des Baudepartements Eliane Birchmeier sagte in ihrer Ansprache anlässlich der Vernissage: «Wir wollen eine Öffnung des Quartiers, wir wollen ein lebendiges, erlebbares, sehr grünes Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität, in dem preisgünstiges Wohnen und Gewerbe möglich sind. Ein Quartier, dass die Stadt verbindet, auch mit einer neuen Unterführung der Bahngleise, die der Stadt gut tun wird.» Es gebe zwar heute schon Startups und weltumspannende Konzerne, die vom LG-Areal aus wirken würden. Aber viele Zugerinnen und Zuger hätten kaum Gelegenheit, das Areal zu betreten, wenn sie nicht hier arbeiten würden. «Das Areal befindet sich momentan in einer Art Dornröschenschlaf», so Birchmeier. Das würde sich mit dem vorgestellten Projekt grundlegend ändern. «Wir sehen schon heute die Vorboten davon, wie dieses Areal belebt werden könnte», sagte die Stadträtin. «Etwa im Club Lounge & Gallery, im Museum Modi Lab, und besonders im Freiruum, den die Zuger Bevölkerung schon heute nicht mehr hergeben würde.»

Hier gibt es die Chance, eine echte Veränderung zu schaffen. Und hier ist es auch angebracht, die höchsten Ansprüche zu haben. Es wird hier ein neues Stück Zug entstehen, aber es wird immer noch Zug sein.

Christian Salewski, Vertreter Siegerteam

Jetzt ist sie also da, die Idee davon, was hier mitten in Zug gebaut und belebt werden könnte. Das Projekt ist vielschichtig, orientiert sich an einer «Familie von Orten», wie Christian Salewski vom Büro Salewski & Kretz sagte, der den Wettbewerb zusammen mit pool Architekten, Studio Vulkan Landschaftsarchitektur und mrs partner gewonnen hat. Es war unter anderem diese Idee, die die Jury und auch die Eigentümer überzeugt habe, sagte Susanne Zenker, die die Grundeigentümerin SBB Immobilien vertritt. «Dieses Umdenken, dass man das Areal von den Freiräumen her gestaltet hat, und nicht von den Bauten her, das hat mich völlig überzeugt.» Nun lässt sich dieses Quartier der Zukunft ein Stück weit ertasten und wird als Vorstellung greifbar. Die Familie von Orten soll sich vom Bahnhof her über das Foyer erschliessen, einem Platz zwischen Park Tower und einem neu zu bauenden Hochhaus, dahinter wechseln sich drei Ensembles von höheren Bauten locker ab mit geplanten Gleisgärten, entlang der Bahngeleise. Der heutige Parkplatz am Ende der Dammstrasse ist verwandelt in den Theilerplatz, familienfreundlich soll er werden. «Die bestehenden Bauten fügen sich darin ganz natürlich ein», sagte Salewski. Bestehen bleiben soll einiges, obwohl eigentlich nur das Gebäude am Zählerweg unter Denkmalschutz steht: Die Shedhalle, in der heute der Freiruum stattfindet, könnte teilweise geöffnet werden, damit ein überdachter Platz entsteht. Die Zählerstadt soll so zu einer lebendigen, offenen Version des Freiruums werden, der ja schon heute den Ton angibt in Sachen Quartierbelebung. Auch alte Bäume sollen bleiben. Der alte Güterbahnhof könnte ein Zentrum im Quartier werden. Das Gebäude, in dem das Richtkonzept nun bis zum 9. Oktober 2020 für die Bevölkerung ausgestellt bleibt, an der Gartenstadt 2a, soll bestehen bleiben. Verbunden wird das Ganze durch den «Ring», ein Rundweg durchs Quartier. «Wenn Grundeigentümer ein Areal von solcher Grösse überbauen, dann müssen sie sich bewusst werden: Sie schaffen damit etwas Neues», so Salewski. «Wir nennen solche Projekte „grands projets“, in Anlehnung an die grossen Bauten unter Mitterrand. Hier gibt es die Chance, eine echte Veränderung zu schaffen. Und hier ist es auch angebracht, die höchsten Ansprüche zu haben. Es wird hier ein neues Stück Zug entstehen, aber es wird immer noch Zug sein.»

«Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst», sagte Susanne Zenker. «Und wir haben auch schon viel Erfahrung damit, unsere Landreserven so zu entwickeln, dass wir den Städten Quartiere anbieten können, die auch den Bedürfnissen entsprechen.» Wichtig sei dabei die hohe fachliche Qualität der Arbeit aller Involvierten. «Ich bin überzeugt, dass wir hier Qualität schaffen können», sagte Christof Meyer von der Park Lane Zug AG. «Dabei ist es wichtig, ein Miteinander zu ermöglichen», sagte Martin Munz von der Credit Suisse Asset Management (Schweiz) AG. «Wir wollen Stimmen aus der Zuger Bevölkerung ernst nehmen und sie im Prozess mitnehmen.» Denn begonnen habe die Belebung des Quartiers bereits. «Wir sind mitten drin», so Ivo Läuppi von der Grundeigentümerin Alfred Müller AG. «Wir sind jetzt schon mit Gastrokonzepten und Zwischennutzungen fürs Areal unterwegs, der Freiruum ist ein Vorzeigeobjekt.» Wie es den fünf Grundeigentümern gelingen soll, ihre Partikularinteressen unter einen Hut zu bringen, wollte der Moderator Remo Hegglin wissen: «Das ist natürlich ein schwieriger Prozess», sagte André Marti von Thoba Immobilien, dem kleinsten Eigentümer unter den fünf. «Wir haben uns dafür Unterstützung von EBP geholt. Und am Schluss müssen wir alle einstimmig am selben Strick ziehen, egal wie gross oder klein ein Eigentümer ist.» Das sah auch Läuppi von Alfred Müller so: «Wir müssen Schulter an Schulter stehen, dann gelingt das.»

Ausstellungsvernissage vom 24.9.2020